Mittwoch, 5. Februar 2020

Der Plan vom Burgbergtunnel

Neben dem "Köma-Projekt" und dem Plan des "Verkehrzentrum City", die beide in den Nachkriegsjahren umhergeisterten, sowie einer 12 Meter hohen Ufermauer mit Autostraße an der Nordseite der altstädtischen Pegnitz (ein Plan der Nazis) ist sicherlich die Idee eines Tunnels unter dem Burgberg eine der absurderen Pläne der Stadtplaner gewesen.

Zur Zeit der Industrialisierung und der schnellen Ausdehnung der Stadt Ende des 19. Jahrhunderts sollte eine radikale direkte Verbindung zwischen Nord- und Südstadt geschaffen werden. Kernstück wäre eine Untertunnelung der Burg gewesen. Die Einfahrt sollte von Norden her über die Pilotystraße erfolgen, die nicht von ungefähr noch heute zwischen Pirckheimerstraße und dem Vestnertorgraben sehr breit ist. Von Süden her sollte man über den Obstmarkt an der Theresienstraße einfahren. Die für die Altstadt ungewöhnliche Breite der Straße am Obstmarkt ist zwar ebenso auffällig, ist aber ein zeitlicher Trugschluss, denn die Verbreiterung am Fünferplatz sowie an der Spitalgasse fand erst im Zuge der Neuordnung der Altstadt nach den Kriegszerstörungen Ende der 50er-Jahre statt. Da war das Burgbergtunnel-Projekt längst nicht mehr aktuell.

Allerdings sollte die geplante Trasse mit einer Straßenbahnlinie tatsächlich dort verlaufen, wie 1911 beschlossen wurde. Eine breite Straße von der Königstraße sollte über eine hohe Pegnitzbrücke östlich am Rathaus, also am Obstmarkt entlangführen. Nach dem Ersten Weltkrieg änderte der sogenannte Jansen-Plan die Prioritäten, der eine Umfahrung, also den (heutigen) Altstadtring, statt einen Durchstich vorsah. Erst 1949 besiegelte der Stadtrat das endgültige Aus für eine Hochstraße samt Brücke von der Lorenzkirche zum Obstmarkt. Die verbreiterte Tetzelgasse übernahm die Rolle der Anbindung der Altstadt an die Nordstadt.

Quelle: Broschüre "Heinz Schmeißner zum 100. Geburtstag", Stadt Nürnberg, Stadtplanungsamt

das südlichste Stück der Pilotystraße lässt den alten Plan noch erkennen


Blick von Süden - alles war vor 100 Jahren schon vorbereitet

Ungefähr hier am Krafft´schen Haus (heute als Wiederaufbau ein Teil des Wirtschaftsrathauses) sollte der Tunnel südseitig herauskommen


Ansicht an der Theresienstraße hinunter zum Obstmarkt: Der Fünferplatz ragte damals von rechts (Westen) weiter in die Straße hinein. Das änderte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg - das war aber zu spät für den älteren Plan

Der Obstmarkt, auf dem die Trasse verlaufen, sollte war schon immer so breit an dieser Stelle


Was man damals mit diesem Teil des Heilig-Geist-Spitals gemacht hätte, mag man sich gar nicht vorstellen. Laut Plan (bevorzugte rote Variante) wäre die hohe Brücke über die Pegnitz Richtung Lorenzkirche hier verlaufen

Die grüne Variante hätte über den Hans-Sachs-Platz zur Spital- und Heubrücke  ...

... entlang der früheren inneren Stadtmauer (o. die Peter-Vischer-Straße) zur Königstraße auf Höhe der der Mauthalle führen sollen - auch mit einigen Kollateralschäden verbunden

Mit der wesentliche Verbreiterung der Tetzelgasse nach dem Krieg wurde eine neuen breiten Verbindung zwischen Theresienstraße und dem Maxtor geschaffen (ohne Straßenbahn allerdings). Die meisten Häuser waren hier kaputt.

Die "Gasse" ist leider zu einer unschönen ungehinderten Rasestrecke über Kopfsteinpflaster verkommen