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Samstag, 2. April 2022

Nürnbergs U-Bahn-Historie

Das Nürnberger U-Bahnnetz ist auf 3 Linien (38,2 Kilometer) angewachsen und soll bis auf zwei weitere Stationen am Westende der Linie 3 auch nicht mehr weiter vergrößert werden. Dass Nürnberg überhaupt eine eigene U-Bahn hat und nicht schlauerweise eine viel preiswertere Unterpflaster-Straßenbahn bekam, die das damals noch dichte bestehende Straßenbahnnetz verstärken hätte können und/oder bei räumlichen Engpässen unter die Erde verlegbar gewesen wäre, wo immer es nötig ist, hat nur ungute Gründe. In jedem Fall hätte diese "U-Bahn" dann auch auf den Straßenbahngleisen fahren können und umgekehrt. 

Die 60er-Jahre-SPD hat sich fatalerweise für eine "echte" U-Bahn entschieden. Man wollte im Autowahn gleich alle Schienen aus den Augen der städtischen Autofahrer schaffen, der Individualverkehr sollte nicht belästigt werden. Außer geplanten 5 Linien sollten nur noch Busse fahren. Zusammen mit München, das damals im Olympia-Baufieber war, kaufte man also in großspuriger Euphorie U-Bahnzüge, die die Stromabnehmer unten haben. Damit war dem Oberleitungssystem der Kampf angesagt - aber das hat, wie man sieht, alles nicht so funktioniert wie geplant.

Wegen der immensen Kosten (auch mit den Zuschüssen von Land und Bund) und wegen der extrem langen Bauzeit hat man es in 40 Jahren auf gerade mal drei Linien von den  fünf gebracht. Mehrfach musste umgeplant werden und inzwischen wird wieder auf den Neubau von Straßenbahnen gesetzt. Die Linie 4 rauscht als Vorzeigemodell auf eigenem Gleisbett von Thon nordwärts. 

Die letzten beiden Stationen baut man in Gebersdorf und Kleinreuth noch pflichtschuldig, weil es in der derzeitigen planerischen Situation keine vernünftige Alternative gibt. Aber in Fürth Land hat man weder Geld noch Interesse für eine weitere Verlängerung nach Zirndorf/Oberasbach und dasselbe gilt für Stein im Fall der U2 ab Röthenbach. Die könnte alternativ zwar auch nach Eibach verlängert werden, aber gottseidank rührt an dem Irrsinnsplan keiner laut. Auch ein eventueller Weiterbau nach Schniegling schlummert erfreulicherweise. Die Stadt Fürth hat das alles damals mitgemacht und damals ihren Ast der Straßenbahnline 1 ersetzt, dabei aber eine Verbindung nach Süden zur Flößaustraße verloren. Für einen Weiterbau bis zur Hardhöhe mussten gewaltige finanzielle Anstrengungen unternommen werden.

Historie: 1972 hatte man die ersten sechs U-Bahnhöfe der Linie 1 von Langwasser-Süd bis Bauernfeindstraße eröffnet und damit an die damalige Endstation der Straßenbahnlinie 1 angebunden. (3,7 Kilometer Teilstrecke)






U-Bahn-Station Messe - oberirdisch



1978 war dann der Aufseßplatz erreicht (1975 schon die Frankenstraße), was 4 weitere Stationen bedeutete, ab Hasenbuck wieder unterirdisch. Am Aufseßplatz war ein Knotenpunkt mit einer Querlinie geplant. Nun hatte Nürnberg 10 U-Bahnhöfe. (weitere 3,5 Kilometer Teilstrecke)







Wieder drei Jahre später hat man den Hauptbahnhof angeschlossen und bis in die Altstadt hineingebaut. An der Lorenzkirche wurde ein großes Verteilergeschoss errichtet. Endstation war der Weißte Turm. Die Line wuchs um 3 auf 13 Stationen an. (weitere 2,1 Kilometer Teilstrecke)

Verteilergeschoß am Hauptbahnhof



Verteilergeschoss


Dann schob man sich weiter entlang der früheren Straßenbahnlinie 1 unter der Fürther Straße. Bis 1980 waren drei weitere Bahnhöfe bis zur Bärenschanze fertig und damit war der Plärrer angeschlossen. 16 Bahnhofe waren es damit. (weitere 1,9 Kilometer Teilstrecke)


Verteilergeschoss



Nur knapp ein Jahr später hat man 1981 bis Eberhardshof gebaut und 2 neue Bahnhöfe errichtet. Die Trasse wurde ab da wieder oberirdisch. (weitere 1,5 Kilometer Teilstrecke) 



Zwischen Maximilianstraße und Eberhardshof


Danach dauerte es nur weitere 9 Monate bis die Trasse 1982 bis nach Fürth zur Jakobinenstraße fuhr. Ab Muggenhof hat man die U-Bahn noch eine Etage höhergelegt (auch in Fürth). (igs. weitere 2,4 Kilometer Teilstrecke). Bis zum Jahr 2007 hat die Stadt Fürth dann in vier Etappen die Linie noch 5 Haltestellen bis Hardhöhe vorangetrieben.



Parallel zum Weiterbau in Fürth hat man die U2 Richtung Südwesten in Angriff genommen und 1984 vom Plärrer aus über drei weitere Stationen Schweinau erreicht. (2,8 Kilometer Neubau)


sehr tief angelegt



Ab 1986 war dann U-Bahn-Fahren bis Röthenbach möglich, also weitere 2 Stationen in 2 1/2 Jahren. Außerdem war damit das bisherige Südwestende der U2 erreicht. (weitere 1,8 Kilometer Neubau)




Ein Südast braucht auch einen Nordast - da die U2 zu der Zeit noch am Plärrer endete, wollte man nach Nordosten Richtung Rathenauplatz weiterbauen. Die Kurve von der Lorenzkirche über den Hauptbahnhof nach Norden wäre zu eng geworden. Man konnte also die Trasse Weißer Turm–Lorenzkirche nicht nutzen und musste sich eine Alternative überlegen. Also baute man zwischen Plärrer und Hauptbahnhof bis 1988 direkt unter dem Frauentorgraben entlang und erhielt so den U-Bahnhof Opernhaus. (1,3 Kilometer Neubau)

U-Bahn-Station Opernhaus - halboffene Bauweise


Vom Hauptbahnhof aus waren 1990 zwei weitere U-Bahn-Stationen bis Rathenauplatz betriebsbereit - zum ersten und einzigen Mal muss man unter der Pegnitz hindurch - was nicht ohne Probleme abging. (1,3 Kilometer Neubau)




Ausgebuddelte Stadtmauerreste wurden mit verbaut

Bis 1996 wurde dann die Trasse in zwei Etappen erst bis Schoppershof dann bis Herrnhütte 4 Stationen weiter vorangetrieben. (weitere 1,3 und 1,7 Kilometer Neubau)





Dann wurden wieder Überlegungen über Kosten und Nutzen eines Weiterbaus etwas lauter. Ein Gutachten wurde in Auftrag gegeben, ob eine Weiterführung über Ziegelstein zum Flughafen sinnvoll ist. Das Gutachten machte das nicht eindeutig klar, aber man baute trotzdem weiter - und plante angestachelt auch gleich eine dritte Linie in den bis dahin schienenmäßig unterversorgten Westen. An der Endstation Flughafen kam die U2-Trasse dann 1999 an. (weitere 3,3 Kilometer Neubau)





Dann erinnerte man sich an das Gutachten... Schließlich hatte man mit dem Bau der U2 nicht nur die Straßenbahnlinie nach Schweinau abgeschraubt, sondern auch gleich die Linie nach Großreuth (Endstation Gustav-Adolf-Straße) vernichtet, da man schon ab Plärrer keine oberirdischen Schienen mehr wollte. Eine Straßenbahn entlang der Rothenburger Straße neu zu bauen, wollte man auch nicht, also musste es ein U-Bahnabzweig sein, den das Gutachten alternativ vorgeschlagen hatte. Da ein ganzes Stück in den Röhren der U2 gefahren wurde, nannte man das Projekt zunächst U21 und baute bis 2008, vom U-Bahnhof Rothenburger Straße abzweigend, zunächst 2 Stationen bis Gustav-Adolf-Straße. (1,5 Kilometer Neubau)




Da auch hier wieder de Devise gilt: Ohne Nordast lohnt sich kein Südast, baute man zeitgleich bis 2008 einen zweiten Abzweig ab Rennweg bis Maxfeld (1,0 Kilometer Neubau) und zimmerte auf diese Weise weiter an der selbstkonstruierten Argumentationskette der Straßenbahnvernichtung. Es war klar, dass die 9 durch die Pirckheimerstraße am Ende draufgehen wird. Mit dem damaligen Entschluss, die Straßenbahntrasse zur Gustav-Adolf-Straße abzubauen, war da schon jeder weitere Schritt eingefädelt. Ganze drei weitere Jahre  bis 2011 dauerten dann zwei weitere Stationen bis zum Friedrich-Ebert-Platz. (1,1 Kilometer Neubau) 




Weitere 6 Jahre (bis 2017) sollten ins Land gehen, bevor die (vorläufige) Endstation am Nordwestring erreicht wird. Es fand keine Überlegungspause währenddessen statt - das dauerte einfach so lange. Der Bau der U-Bahn schleppte sich mehr und mehr dahin. 



Wiederum drei Jahre später bis 2020 benötigte die einzige neue Etappe bis Großreuth. Die Bauerabeiten wurden (nurt dort!!) durch meckernde Anwohner erschwert, die die Lärmbelästigung störte. (1,1 Kilometer Neubau)

U-Bahn-Station Großreuth - bisher Endstation


Künftige Endstation der U3 in Gebersdorf - Stand März 2021